Arturia Synthx V

Arturia Synthx V: Revival des ELKA SYNTHEX

Arturia Synthx V: Eine digitale Neuinterpretation mit Extras

Der Arturia Synthx V ist eine Software-basierte Emulation des ELKA SYNTHEX, die darauf abzielt, den Klang und die Funktionalität des Originals in einem modernen, digitalen Format zu reproduzieren und zusätzlich zu erweitern.

Historischer Kontext: Der ELKA SYNTHEX

Um den Synthx V vollständig zu verstehen, ist es wichtig, seinen historischen Vorläufer zu betrachten. Der ELKA SYNTHEX, entwickelt in den frühen 1980er Jahren vom italienischen Ingenieur Mario Maggi, war ein polyphones analoges Synthesizer-Keyboard, das sich durch seinen charakteristischen Klang und innovative Funktionen auszeichnete.

Entwicklung und Design

Mario Maggi investierte bemerkenswerte 12 Jahre in die Entwicklung des SYNTHEX. Diese lange Entwicklungszeit spiegelte sich in der Sorgfalt wider, mit der das Instrument konzipiert wurde. Maggi kombinierte hochwertige Komponenten mit einem durchdachten Design, was zu einem Synthesizer führte, der sich von den Mainstream-Produkten seiner Zeit abhob.

The Story of the Elka Synthex Johnny Morgan Synth Dreams

Technische Merkmale des Originals

Der ELKA SYNTHEX zeichnete sich durch mehrere technische Besonderheiten aus:

  1. Duale Architektur: Der Synthesizer verfügte über zwei unabhängige Klangerzeugungsebenen, die komplexere, sich entwickelnde Klänge oder Kombinationen von perkussiven Sounds mit Flächen ermöglichten.
  2. DCOs (Digitally Controlled Oscillators): Im Gegensatz zu rein analogen Oszillatoren boten die DCOs des SYNTHEX eine verbesserte Stimmstabilität bei gleichzeitigem Erhalt des warmen analogen Charakters.
  3. CEM 3320 Multimode-Filter: Dieses Filter war ein zentrales Element für den charakteristischen Klang des Instruments.
  4. Integrierter Sequenzer: Ein für die damalige Zeit fortschrittlicher 4-Spur-Sequenzer erweiterte die kreativen Möglichkeiten.

Kulturelle Bedeutung

Der ELKA SYNTHEX erlangte trotz seiner relativ geringen Produktionszahlen einen legendären Status in der Musikwelt. Renommierte Künstler wie Jean-Michel Jarre, Stevie Wonder und Depeche Mode nutzten das Instrument, was zu seiner Verbreitung in verschiedenen Musikgenres beitrug. Der charakteristische Klang des SYNTHEX ist auf zahlreichen einflussreichen Aufnahmen der 1980er Jahre zu hören.

Jean-Michel Jarre: why Elka Synthex matters via @ElkaSynthex

Technologie der Emulation

Arturia hat sich mit der V-Collection einen Namen in der Branche für ihre fortschrittlichen Emulationstechniken gemacht. Beim Synthx V kommt die firmeneigene TAE® (True Analog Emulation) Technologie zum Einsatz. Diese Technologie zielt darauf ab, das Verhalten analoger Schaltkreise auf digitaler Ebene möglichst genau nachzubilden.

Arturia Synthx V Tutorial

Kernfunktionen des Synthx V

  1. Duale Architektur: Wie das Original bietet der Synthx V zwei unabhängige Klangerzeugungsebenen.
  2. Emulierte DCOs: Die Software reproduziert die Stabilität und den Charakter der originalen „Digitally Controlled Oscillators“.
  3. CEM 3320 Multimode-Filter Emulation: Eine detailgetreue Nachbildung des legendären Filters des SYNTHEX.
  4. Erweiterter Chorus-Effekt: Die charakteristische Chorus-Sektion des Originals wurde beibehalten und erweitert.

Moderne Erweiterungen

Der Synthx V geht über eine reine Emulation hinaus und bietet zusätzliche Funktionen:

  1. Erweiterter Arpeggiator: Ein komplexes Multi-Arp-System ersetzt den ursprünglichen 4-Spur-Sequenzer.
  2. Effekt-Rack: Ein 4-Slot-Effekt-Rack ermöglicht die Integration moderner Audioeffekte.
  3. Erweiterte Modulationsmöglichkeiten: Drei Modulator-Slots mit einem Drag-and-Drop-System bieten flexible Klangformungsmöglichkeiten.
  4. MPE und polyphoner Aftertouch: Diese modernen MIDI-Erweiterungen erhöhen die Ausdrucksmöglichkeiten bei der Performance.

Detaillierte Funktionsanalyse

Oszillatoren

Die Oszillatoren des Synthx V bilden das Herzstück der Klangerzeugung. Jede der beiden Ebenen verfügt über zwei DCOs mit folgenden Eigenschaften:

  • Wellenformen: Sägezahn, Rechteck/Puls, Dreieck
  • Oktavbereich: 16′ bis 2′
  • Feinstimmung: +/- 7 Halbtöne
  • Pulsweitenmodulation (PWM)

Die Emulation berücksichtigt subtile Eigenschaften analoger Oszillatoren wie leichte Instabilitäten und Driften, die zum charakteristischen „lebendigen“ Klang beitragen.

Filter

Das emulierte CEM 3320 Filter ist ein zentrales Element des Synthx V Klangs. Es bietet:

  • Mehrere Filtermodi: Tiefpass, Hochpass, Bandpass
  • Resonanz-Kontrolle
  • Keyboard-Tracking
  • Modulationsmöglichkeiten durch Hüllkurven und LFOs

Die Emulation zielt darauf ab, die charakteristische „Färbung“ und das Verhalten des Originalfilters nachzubilden, einschließlich seiner Neigung zur Selbstoszillation bei hohen Resonanzeinstellungen.

Arturia Synthx V erweiterte Einstellungen
Arturia Synthx V erweiterte Einstellungen Bildquelle: © Arturia

Modulationsquellen

Der Synthx V bietet eine Reihe von Modulationsquellen:

  1. 2 LFOs (Low Frequency Oscillators): Zwei LFOs mit verschiedenen Wellenformen zur rhythmischen oder zyklischen Modulation von Parametern.
  2. 2 Hüllkurven: ADSR (Attack, Decay, Sustain, Release) Hüllkurven für dynamische Klangformung.
  3. Erweitertes Modulationssystem: Zusätzliche Modulatoren wie Step-Sequenzer, Ringmodulation, Crossmodulation, und komplexe Funktionsgeneratoren wie Step und Random.

Diese Modulationsquellen können auf nahezu jeden Parameter des Synthesizers angewendet werden, was eine hohe Flexibilität in der Klanggestaltung ermöglicht.

Effekte

Das integrierte Effekt-Rack des Synthx V erweitert die klanglichen Möglichkeiten auf Patch-Ebene:

  1. Chorus: Eine erweiterte Version des originalen SYNTHEX-Chorus mit mehreren Modi.
  2. Reverb: Verschiedene Raumemulationen zur Erzeugung von Tiefe und Atmosphäre.
  3. Delay: Zeitsynchronisierte Echos und Wiederholungen.
  4. Distortion: Verschiedene Verzerrungstypen zur Klangfärbung.
  5. Kompression: Dynamikbearbeitung für druckvollere Sounds.
  6. EQ: Mehrbandiger Equalizer zur präzisen Klangformung.

Die Effekte können in beliebiger Reihenfolge angeordnet werden, was zusätzliche kreative Möglichkeiten eröffnet.

Arpeggiator und Sequenzer

Der Multi-Arp des Synthx V ist eine bedeutende Erweiterung gegenüber dem Original:

  • Bis zu vier unabhängige Arpeggiator-Spuren
  • Individuelle Einstellungen für Rhythmus, Notenlänge und Oktavbereich pro Spur
  • Komplexe Muster durch Kombination mehrerer Arpeggiator-Linien
  • Skalierung und Transposition für harmonische Kontrolle

Diese Funktion ermöglicht die Erstellung komplexer, evolvierende Sequenzen, die weit über die Möglichkeiten des ursprünglichen SYNTHEX hinausgehen.

Klangcharakteristik und Anwendungsbereiche

Der Synthx V zeichnet sich durch einen klaren, kraftvollen Klang aus, der charakteristisch für DCO-basierte Synthesizer der 1980er Jahre ist. Die Emulation zielt darauf ab, die Wärme und den „analogen Charakter“ des Originals zu bewahren, während gleichzeitig die Präzision und Stabilität moderner digitaler Systeme genutzt wird.

Typische Synthex Klangpaletten

  1. Warme, volle Pad-Sounds: Dank der dualen Architektur und des charakteristischen Filters eignet sich der Synthx V hervorragend für atmosphärische Flächen.
  2. Durchsetzungsfähige Lead-Sounds: Die stabilen DCOs ermöglichen präzise, durchdringende Sololinien.
  3. Komplexe, bewegte Texturen: Durch die erweiterten Modulationsmöglichkeiten können sich ständig entwickelnde Klanglandschaften erzeugt werden.
  4. Perkussive und Effekt-Sounds: Die schnelle Ansprache der Hüllkurven und die vielseitigen Filteroptionen eignen sich gut für kurze, perkussive Klänge und ungewöhnliche Soundeffekte.

Einsatzbereiche in der modernen Musikproduktion

Der Synthx V findet potenziell Anwendung in verschiedenen musikalischen Kontexten:

  1. Elektronische Musik: Von Ambient bis Techno bietet der Synthesizer eine breite Palette an Klängen, die in elektronischen Genres Verwendung finden können.
  2. Pop und Rock: Für atmosphärische Hintergründe, markante Leads oder ungewöhnliche Soundeffekte in modernen Produktionen.
  3. Film- und Spielemusik: Die Fähigkeit, komplexe, sich entwickelnde Klanglandschaften zu erzeugen, macht den Synthx V interessant für Komponisten in diesen Bereichen.
  4. Experimentelle Musik: Die erweiterten Modulationsmöglichkeiten und der Multi-Arp laden zu experimentellen Klangforschungen ein.

Technische Aspekte und Systemanforderungen

Als Software-Instrument stellt der Synthx V bestimmte Anforderungen an das Computersystem:

  • Kompatible Betriebssysteme: Windows 10+ (64bit), macOS 10.13+
  • Verfügbare Formate: VST, VST3, AAX, AU, Standalone
  • Mindestanforderungen an den Prozessor: Intel i5 oder vergleichbar
  • Empfohlener Arbeitsspeicher: 8 GB RAM
  • Festplattenspeicher: Ca. 1 GB für die Installation

Es ist zu beachten, dass die tatsächliche Performance von verschiedenen Faktoren abhängen kann, einschließlich der verwendeten DAW (Digital Audio Workstation) und der Komplexität des Projekts.

Fazit

Der Arturia Synthx V verbindet Vintage-Klangerzeugung mit moderner Softwaretechnologie. Er bietet hierdurch Musikern und Produzenten eine kostengünstige Möglichkeit, den charakteristischen Klang eines seltenen und legendären Synthesizers zu erkunden und gleichzeitig von den Vorteilen und der Flexibilität moderner Software zu profitieren.

Die Stärken des Instruments liegen in seiner detailgetreuen Emulation des ELKA SYNTHEX, erweitert um zeitgemäße Funktionen, die den kreativen Spielraum erheblich vergrößern. Gleichzeitig ist zu beachten, dass, wie bei allen Emulationen, subtile Unterschiede zum Originalinstrument bestehen können. Das beruht jedoch auch auf der Tatsache, dass kein alter Analog-Synthesizer einer Modellreihe aufgrund von Alterungseffekten und verschiedenen Komponenten bzw. Bauteiltoleranzen 100% identisch klingt.

Für Produzenten und Musiker, die an der Klangästhetik der 1980er Jahre interessiert sind oder nach einem vielseitigen polyphones Synthesizer-Instrument suchen, bietet der Synthx V sicher eine beachtenswerte Option. Seine Kombination aus Vintage-Charakter und modernen Möglichkeiten macht ihn auch für zeitgenössischen Musikproduktion zu einem interessanten Instrument.

Quelle: ASM

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen