Behringer packt die BRAINS-Engine in einen günstigen Desktop-Synth
Der Behringer GRIND Synthesizer im bekannten Desktop-Formfaktor von CRAVE, EDGE und SPICE wurde ohne Ankündigung am 02.10. 2024 völlig überraschend vorgestellt und ist diesmal kein Klon eines aktuellen Moog Produktes wie die bisherigen Modelle. Mit seiner Kombination aus digitalen und analogen Elementen (die Oszillator-Sektion basiert auf dem BRAINS-Modul aus dem gleichen Haus) bietet er Musikern und Soundtüftlern eine Palette, die klanglich aufgrund der Mutable Plaits-Gene dem Arturia Microfreak bei einfachen Patches recht nahe sein dürfte.
Digitale Klangvielfalt
Das Herzstück des GRIND bilden 24 digitale Oszillatormodelle des BRAINS Eurorack Moduls. Darunter 15 auf dem beliebten Mutable Instruments Plaits-Modul basierende Engines. Diese Vielfalt an Klangquellen ermöglicht es schon auf Oszillator-Ebene eine breite Palette von Sounds zu erzeugen – von perkussiven Elementen, Drums über Leads und Bässe bis hin zu Pads, Drones und komplexen Klangbildern dürfte trotz des relativ einfach gehaltenen Grundaufbaus des restlichen Signalwegs sehr viel schon ohne Patching machbar sein.
Die Synthesemodelle des GRIND lassen sich grob in drei Kategorien unterteilen:
10 Synth-Engines: Darunter finden sich klassische Ansätze wie Virtual Analog und Additive Synthese, aber auch modernere wie FM-Synthese, Granularsynthese, und Wavetable-Synthese.
10 Percussion- und Noise-Engines: Diese sind spezialisiert auf die Erzeugung von Geräuschen und Schlagzeugklängen, von atmosphärischem Regen über verschiedene Rauscharten bis hin zu spezifischen Drum-Sounds wie Bass Drum, Snare und Hi-Hat.
4 erweiterte Engines: Hierzu gehören Emulationen des legendären DX7-Synthesizers und der TD-3 Bassline sowie ein Wellengenerator und eine Vox-Engine.
Hybride Klangformung
Diese digitale Komponente verbindet der GRIND mit analoger Klangformung. Ein klassisches 24 dB Leiterfilter mit Resonanz sorgt für den charakteristischen, warmen Analogsound. Der Filter lässt sich zwischen Tiefpass- und Hochpassmodus umschalten, was zusätzliche Flexibilität bei der Klanggestaltung bietet.
Sequencer und Arpeggiator
Der integrierte 32-Schritte fassende Sequenzer mit 64 internen Speicherplätzen ermöglicht es auch komplexere Melodieriffs und Rhythmen zu programmieren. Ergänzt wird dies durch einen Arpeggiator mit mehreren Patterns für kreative Experimente. Das war schon auf der Novation Bass Station 2 eine gern gesehene Inspirationsquelle.
Modulations- und Steuerungsmöglichkeiten
Ein dedizierter, vollständig analoger LFO (Low Frequency Oscillator) mit Dreieck- und Rechteckwellenform steht für klassische Modulationseffekte zur Verfügung. Die Bedienoberfläche des GRIND bietet insgesamt 50 Regler, die einen direkten und echtzeitfähigen Zugriff auf alle wichtigen Parameter ermöglichen.
Semi-modulares Design
Der GRIND folgt einem semi-modularen Konzept. Das bedeutet, dass er einerseits sofort spielbereit ist, ohne dass Patchkabel gesteckt werden müssen. Andererseits bietet eine 22 x 12 I/O-Matrix einige Möglichkeiten für flexible und kreative Patches, die weit über die Standardverdrahtung hinausgehen und über CV mit anderen analogen Modulen und Synths kombiniert werden können.
Poly Chain und MIDI-Implementation
Die Behringer typische bis zu 16-stimmige Poly Chain erlaubt es, mehrere GRIND-Synthesizer zu kombinieren, um polyphon arbeiten zu können. Aufgrund fehlender Speicherplätze ist das aber in der Praxis eher wie beim Oberheim SEM zu betrachten und wird jenseits von 2-3 Modulen sicher schnell etwas fummelig.
Die MIDI-Implementation des GRIND ermöglicht die Auswahl von MIDI-Kanälen (wie bei CRAVE & EDGE über Dip-Schalter auf der Rückseite) und Stimmprioritäten, was ihn auch in modernen Musikproduktionsumgebungen integrierbar macht.
Produktmerkmale
- Hybridsynthesizer mit digitalem Multi-Engine-Oszillator und klassischem Analogfilter ermöglicht beispiellose Klangerzeugung
- Erstaunliches Klangkraftwerk für alles von Percussion, Leads und Bässen bis hin zu Drums, Drones und Soundscapes
- 24 digitale Oszillatoren, darunter 15 Mutable Instruments Plaits-Engines für unendliche Klangerzeugung
- Synthesemodelle für Tonhöhen wie reißende Leads, satte Akkorde und ätherische Pads
- 10 Synth-Engines: Virtual Analog, Waveshaper, FM, Grains, Additive, Chords, Speech, Karplus, Hypersaw und Wavetable
- 10 Percussion- und Noise-Engines: Rain, Noise, Dust, Modal Strings, FM Drum, Bass, Snare, Hi Hat, Cowbell und Tom
- 4 erweiterte Engines: DX7, TD-3 Bassline, Wave Generator und Vox
- Oszilloskopmodus zur Überwachung aller Eingangssignale
- Multifunktionale Timbre- und Harmonics-Regler
- Morph-Steuerung für nahtloses Ändern der ausgewählten Tonquellen
- Klassischer 24-dB-Ladder-Filter mit Resonanz
- Umschaltbarer Tief-/Hochpassfiltermodus
- 32-Schritt-Sequenzer mit 64 integrierten Speicherplätzen
- Erweiterter Arpeggiator mit mehreren Patterns
- Analoger Dreieck-/Rechteckwellen-LFO
- 16-stimmige Poly Chain Option
- Halbmodulares Design mit Standardrouting ohne patchen.
- 22 x 12 I/O-Matrix für umfangreiche Patching-Optionen
- 50 Bedienelemente mit direkten Zugriff auf alle wichtigen Parameter
- MIDI-DIN und USB mit MIDI-Kanal- und Voice-Priority-Auswahl
Datenblatt
Synthesizer-Architektur
Anzahl der Stimmen | Monophon |
Typ | Hybrid Analog / Digital |
Oszillatoren | 1 Digital mit 24 Klangmodellen |
LFO | 1 (0,01 Hz bis 350 Hz) |
VCF | 1 Tiefpass 24 dB/Oktave Flankensteilheit |
Hüllkurven | 1 x ADS |
Konnektivität
Stromversorgung | Gleichstrom 12 V, 1000 mA |
Netzschalter | Druckknopf Ein/Aus |
MIDI | 5-poliger DIN-Eingang/Ausgang |
USB | Class Compliant 2.0 Typ B |
Ausgaben | 3,5 mm TS-Klinkenbuchse, unsymmetrisch, Max +8 dBu 1 kΩ Impedanz |
Kopfhörer | 3,5 mm TRS, max. 10 mW bei 32 Ω |
Oszillator
Schaltflächen | Bankauswahl, Modellauswahl |
Bedienelemente | Klangfarbe, Klangfarben-CV-Dämpfung, Harmonische, FM, Frequenz, Morph, Morph-CV-Dämpfung |
VCF
Bedienelemente | Grenzfrequenz (20 Hz bis 20 kHz), Resonanz, Modulationstiefe |
Schalter | Tiefpass/Hochpass, Modulationsquelle (Hüllkurve/LFO), Modulationspolarität (positiv/negativ) |
VCA
Drehregler | Volumen |
Schalter | Modus (Hüllkurve, LPG, Ein) |
Hüllkurve
Bedienelemente | Attack (2 ms bis 3 s), Decay (2 ms bis 5 s), Sustain |
Vibrato
Drehregler | Oszillator-Modulation |
Modulation
Drehregler | LFO-Rate |
Schalter | LFO-Form (Quadrat, Dreieck) |
LED | LFO-Rate |
Über Utility Software
Bedienelemente | Glide, VC-Mix |
Besondere Features
Einige weitere Besonderheiten des GRIND verdienen besondere Erwähnung:
1. Der Oszilloskop-Modus ermöglicht es, jedes Eingangssignal visuell zu überwachen.
2. Die multifunktionalen Timbre- und Harmonics-Steuerungen ermöglichen viele Synthesearten.
3. Ein Morph-Regler ermöglicht es, nahtlos den Charakter der ausgewählten Klangquellen zu verändern.
Fazit
Der Behringer GRIND Hybrid Semi-Modularer Synthesizer präsentiert sich als recht vielseitig nutzbares Instrument, das sowohl für Modular-Einsteiger als auch für erfahrene Klangdesigner interessant sein dürfte. Auch für den Musikunterricht an Schulen könnte er aufgrund des übersichtlichen analogen Aufbaus und des geringen Preises geeignet sein. Er vereint die Stärken digitaler und analoger Klangerzeugung in einem kompakten Modul und bietet trotz des relativ einfachen Grundaufbaus dank seiner vielen Patchpunkte eine Fülle von Möglichkeiten für wenig Geld.
Von der Emulation klassischer Synthesizer bis hin zu modernen Klangdesign-Techniken deckt der GRIND ein recht breites Spektrum ab. Seine semi-modulare Struktur ermöglicht es, sofort loszulegen, bietet aber auch ohne externe Module viel Raum für Experimente mit dem Patchfeld. Mit seinen 24 digitalen Oszillatormodellen, dem klassischen Analogfilter und den umfangreichen Modulations- und Sequenzierungsmöglichkeiten ist der GRIND sicher für viele die ein bisschen Eurorack-Feeling auf kleinstem Raum suchen sicher eine attraktive Versuchung.
Quelle: Behringer
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